Polyarmorie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 








Polyamorie

Die Kunst, mehrere Partner gleichzeitig zu lieben

 

 

Es ist schon schwer genug einen einzigen Menschen zu lieben, und mit ihm klar zu kommen. Wieso sollte man sich diesen ganzen Beziehungsstress gleich mit mehreren Liebespartnern antun? Ist das nicht zu anstrengend? Was ist mit der Eifersucht? Vielleicht steh ich irgendwann dann ganz alleine da? Ja, ja … die Bedenken sind gerechtfertigt, aber gleichzeitig ist es auch eine wunderbare Möglichkeit zu wachsen, die eigene Liebesfähigkeit zu entwickeln … und natürlich viel, viel Spass zu haben.

 

Polyamorie, was ist das?

Dieser Begriff wurde in den 90ger Jahren populär und bedeutet in der Übersetzung aus dem Griechischen, dass man mit mehreren Menschen eine Liebesbeziehung führt. Das geschieht aber nicht heimlich, sondern jeder Beteiligte weiss über die Situation Bescheid und kann deshalb auch frei entscheiden, ob er weiterhin in dieser Beziehungskonstellation bleiben möchte oder nicht. Sind wir doch mal ganz ehrlich: die meisten Menschen haben Affären, viele Ehen gehen kaputt, weil einer der Partner fremd geht und sich irgendwann dabei erwischen lässt. Die Vorstellung, dass man bis zum Lebensende nur einen einzigen Menschen begehrt, erscheint uns heutzutage absurd, aber dennoch halten wir an unseren romantischen Vorstellungen von Liebe fest – die in der Realität sowieso nicht funtionieren. Wäre es für alle Beteiligten nicht besser, ehrlich zu den eigenen Wünschen zu stehen, und sich auf eine spannende Reise einzulassen, um Liebe neu und reifer zu entdecken?

 

Eifersucht – mein grösster Schwachpunkt

Das Leben konfrontiert uns meiner Erfahrung nach oft mit den Dingen, die uns am unangenehmsten sind, und je mehr wir versuchen sie zu vermeiden, umso nachhaltiger schleichen sie sich in unser Leben. Ich bin vom Sternzeichen her Skorpion, ein besitzergreifendes und zutiefst eifersüchtiges Wesen. Meinem ersten Partner war ich 10 Jahre lang bedingungslos treu, bis ich irgendwann durch einen Zufall einen Liebesbrief seiner langjährigen Freundin fand. Ich bin ausgerastet, hatte einen schweren Unfall und wäre daran fast gestorben. Das Schlimmste war übrigens nicht die Tatsache, dass mein Partner auch noch eine andere Frau liebte, sondern dass er mich jahrelang belogen hatte. Dieser Vertrauensbruch war dann auch nicht mehr zu reparieren und ich trennte mich. Aber anstatt mich als Opfer zu fühlen und mir die nächste grosse Liebe zu suchen, begann ich auch meine eher unreife Vorstellung von Beziehung zu hinterfragen.

 

Fünf Liebhaber gleichzeitig

Als ich in meiner nächsten Partnerschaft merkte, dass ich es diesmal war, die unruhig wurde, und die Lust auf andere sexuellen Erfahrungen hatte, entschloss ich mich dazu, auch noch andere Männer zu treffen und mit ihnen eine Liebesbeziehung aufzubauen, die teilweise über viele Jahre lang anhielt. Damals war das Internet noch relativ neu und ich war ganz stolz, als ich mein erstes Profil auf einer Tantrawebsite postete. Und bereits die erste Mail war von einem ganz spannenden jungen Mann, der jemanden suchte, der ihm den «Boden unter den Füssen wegzieht». Er wurde meine Muse, inspirierte mich zum Schreiben, und ich bin ihm bis heute sehr dankbar! Für meinen Mann war es natürlich nicht so einfach, mich zu teilen, aber da ich sehr ehrlich war und er auch spürte, dass er mir nicht alles geben konnte, was ich mir wünschte, willigte er ein. Diese intime und authentische Auseinandersetzung hat unsere Liebe sehr vertieft und obwohl wir heute kein Paar mehr sind, sind wir trotzdem Liebende geblieben und werden es auch immer sein. In meinen wildesten Zeiten hatte ich bis zu fünf Liebesbeziehungen gleichzeitig, keine One Night Stands, sondern wunderbare Freundschaften. Ein einziger Mensch kann dir in den seltensten Fällen alles geben was du dir wünschst – aber mehrere Menschen können das durchaus.

 

Geteilte Liebe bis zum Lebensende?

Irgendwann traf ich natürlich dann auch auf Männer, die mir sagten: «Schatz, ich liebe dich so sehr … aber halt auch noch eine andere.» Ich kann übrigens nicht behaupten, dass es immer einfach ist, wenn man eine Nacht lang mit dem Liebsten in tiefer Leidenschaft und Harmonie verschmolzen ist und am nächsten Tag liegt er dann in den Armen seiner anderen Freundin. Aber trotzdem hat sich dieser Ausflug in die Polyamorie gelohnt, denn er hat mich freier gemacht. Ich habe meiner grössten Beziehungsangst in die Augen geschaut und ich habe mich neu entdeckt. Habe verstanden, dass ich mit Liebe meistens «Besitzen wollen» verwechselt habe. Schliesslich ist die scheinbare Sicherheit, die wir in einer Partnerschaft suchen, eine Illusion, die uns darüber hinwegtäuschen soll, dass wir in diesem Leben in letzter Konsequenz alleine sind. Wir kommen in das Leben alleine und werden es auch alleine verlassen. Zwischendrin sollten wir aber viel Spass mit tiefen Freundschaften und Liebesbeziehungen haben.

 

 

Tipps von Christine Janson